Schroettersche Landesaufnahme (1795-1802)

Die Schroettersche Landesaufnahme ist die erste Karte der Kurischen Nehrung, anhand derer es möglich ist, eine quantitative Abschätzung über die Landnutzung zu treffen. Dies gilt gleichermaßen für die Auflösung der Karte, wie auch für die Geometrie der Darstellung. So wird auf der Schroetterschen Karte die Größe und Form der Kurischen Nehrung annähernd korrekt dargestellt. Erst die Müfflingkarte von 1830 liefert hier bessere Ergebnisse.

Anhand der Schroetterschen Karte ist es möglich, Wald, Siedlungsflächen, Grünland, landwirtschaftliche Flächen, Kraut- und Strauchbewuchs sowie Feuchtgebiete zu unterscheiden. Der Großteil der Kurischen Nehrung wird als Sandfläche mit Dünen dargestellt (etwa 80 %). Den größten Anteil an den bewachsenen Flächen macht Wald aus (8,26 %), gefolgt von Feuchtgebieten, Moor und Bruch (4,95 %).

Auf der Karte lassen sich die bewachsenen Flächen über die gesamte Kurischen Nehrung verteilt finden, die aber fast immer in der Nähe der Siedlungen gelegen sind. Die einzige Siedlung ohne bewachsene Fläche in der Nähe ist Sandkrug im Norden der Kurischen Nehrung. In der Nähe der weiteren, südlicher gelegenen Orte befindet sich eine gewisse Fläche Wald, dazwischen werden vereinzelte Strauch und Krautflächen dargestellt. Nur die beiden südlichsten Nehrungsorte bilden davon eine Ausnahme. Bei Rossitten befinden sich die einzigen landwirtschaftlichen Flächen auf der Kurischen Nehrung. Darüber hinaus befinden sich südlich von Sarkau, dem südlichsten Ort auf der Kurischen Nehrung, neben Wald auch größere Feuchtgebiete, Brüche und Moore. Der auf der Karte dargestellte südlichste Ort ist das nicht mehr auf der Kurischen Nehrung gelegene Cranz.

Der auffällig hohe Anteil von freien Sandflächen ist kritisch zu diskutieren. In der Darstellung bestehen 80 % der Landzunge aus freiem Sand, dies sind 30 Prozentpunkte mehr als in den nachfolgenden Karten. Gleichzeitig ist der Anteil des Waldes mit 8,26% ähnlich gering wie in den auf die Schroettersche Landesaufnahme folgenden Kartenwerken. Hingegen ist der Anteil der Flächen mit Kraut-/Strauchbewuchs mit 2,2 % erstaunlich gering. Dies entspricht weniger als einem Zehntel der nachfolgenden Kartierungen.

Zwar wird in verschiedenen Quellen von einer massiven Entwaldung auf der Kurischen Nehrung im 18. Jahrhundert berichtet, jedoch ist der Waldanteil in den nachfolgenden Kartierungen im Vergleich zur Schroetterschen Karte ähnlich hoch. Auffällig verringert ist aber der Anteil des niedrigen Bewuchses in der Karte. Da das Problem der Versandung auch nach 1830, also nach der nächsten Kartierung, weiterbestand, scheint der niedere Bewuchs hier nur einen nachrangigen Einfluss gehabt zu haben. Somit wäre es entweder möglich, dass der niedere Bewuchs in den etwa 35 Jahren zwischen der Kartierung der Vermesser von Schroetter und Müffling zugenommen hat oder es besteht ein Zusammenhang mit der Technik bzw. der Zielsetzung der Vermessung.

Hier scheint der zweite Fall wahrscheinlicher. Während das Ziel der Kartierung von Müffling in einer umfassenden und standardisierten Aufnahme der Landschaft bestand, war das Ziel der Aufnahme während der Schroetterschen Vermessung sowohl weniger umfassend und zugleich waren die Verfahren weniger standardisiert. Es kann sich bei dem hohen Anteil des freien Sandes, also um ein Artefakt der Vermessung handeln.

Typ

Quadratkilometer

Prozentualer Anteil

Kraut-/Strauchbewuchs (inkl. grauer Düne)

4,06

2,20

Wald

15,21

8,26

Wasserfläche (außer Haff und Ostsee)

0,74

0,40

Feuchtgebiete/Moor/Bruch

9,12

4,95

Siedlungsfläche und nähere Umgebung

3,45

1,87

Grünland (inkl. lichtem Baumbestand)

1,75

0,95

Landwirtschaftliche Fläche

2,22

1,21

Sand

147,65

80,16

Summe

184,19

100

 

Methodischer Hinweis: Die erläuternde Kartenbeschreibung bezieht sich auf die abgeleitete Form der Karte, die links dargestellt wird. Dazu wurde aus den Signaturen der Ausgangskarte der Landnutzungstyp bzw. das Ökotop abgeleitet und in einer zusammengefassten Karte dargestellt. In dieser Form wurde auf die Höhenangaben komplett verzichtet, weswegen diese hier nur in Form von Zusatzinformationen beachtet werden. Diese Informationen betreffen insbesondere die Verteilung und die Form der für die Nehrung so prägenden Dünen.