Aktuelle Landnutzung auf der Kurischen Nehrung

Die aktuellste Aufnahme der Landnutzung auf der Kurischen Nehrung wurde aufbauend auf zwei Quellen generiert: der Erfassung durch CORINE land cover (CLC) sowie der Auswertung von Satellitenbildern. CORINE land cover ist ein Projekt der Europäischen Union, in welchem seit 1985 eine Inventarisierung von Landnutzung auf dem Gebiet der Europäischen Union und weiterer teilnehmender Länder vorgenommen wird. Die Nutzung wird dabei in 44 unterschiedliche Nutzungsklassen unterteilt. Die in dem Projekt verwendeten Daten beruhen auf der aktuellsten Version der Daten von 2018. Für die Satellitenbildauswertung wurde auf die hauseigenen Daten von ESRI zurückgegriffen, welche regelmäßig aktualisiert werden, so dass die vorliegenden Karten nicht älter als drei bis fünf Jahre sind. Die Satellitenbilder sind somit nicht älter als von 2016. Räumlich konnten im nördlichen Teil der Kurischen Nehrung beide Quellen simultan verwendet werden, während im südlichen Teil nur die Auswertung der Satellitenbilder zur Verfügung stand, da die Russische Föderation nicht am CORINE land cover Projekt teilnimmt.

Die verwendeten Daten zeigen somit die Landnutzung nach 2016, rund 30 Jahre nach den Kartenblättern des Generalstabes der Streitkräfte der UdSSR von 1984-87. Die Veränderungen der Landnutzung auf der Kurischen Nehrung erfolgten nach der Unabhängigkeit Litauens 1991 in zwei getrennten Staaten.

Die Gesamtfläche der Kurischen Nehrung basierend auf den Daten aus CLC und Satellitenbildern wurde mit 167,53 km² berechnet. Dies entspricht einer Abnahme von 3,71 km² gegenüber der Fläche der Kurischen Nehrung auf der vorherigen Karte (1984-87: 171,24 km²). Damit ist der Wert nahe an dem Mittelwert der Fläche von 166,39 km², der sich aus den Karten seit 1834 ergibt. Bei der Verteilung der unterschiedlichen Landschaftsformen sind auf den jüngsten Karten deutliche Veränderungen zur vorhergehenden Darstellung festzustellen. Der Anteil der Sandflächen ist noch einmal zurückgegangen und beträgt nur noch 11,95 %. Dies ist der geringste Wert für alle hier verwendeten Karten. Der höchste Wert lag in der Schroetterschen Karte, die Ende des 18. Jahrhunderts erstellt wurde, noch bei 80,16%. Noch 1860 betrug der Anteil der Sandflächen an der gesamten Fläche der Kurischen Nehrung rund 50%.

Der größte Rückgang, sowohl als Anteil an der Gesamtfläche als auch an absoluter Fläche, ist für das Grünland (inkl. lichtem Baumbestand) zu verzeichnen. Es verringert sich von 21,86 km² (1984-87) auf 0,18 km² (0,3% Anteil an der Gesamtfläche), also weniger als 1 % des vorherigen Wertes. Dies stellt insofern eine Fortsetzung der Entwicklungen in den beiden vorherigen Perioden dar, als sich die Fläche des Grünlandes bereits von 34,82 km² (1960-66) auf 21,86 km² (1984-87) verringert hatte, was beinahe einer Halbierung des prozentualen Anteils an der Gesamtfläche von 21,22 % (1960-66) auf 12,77 % (1984-87) entsprach. Eine weitere signifikante Abnahme des Flächenanteils betrifft die Flächen an Feuchtgebieten, Mooren und Brüchen. Diese ging in der betrachteten Periode von 3,66 km² (1984-87: 2,14 %) auf 1,37 km² (2018: 0,82%) zurück, was nur noch ein Drittel des Ausgangswertes ist.

Positiv entwickelt haben sich insbesondere die Anteile von zwei Landschaftselementen an der Gesamtfläche. Zunächst hat sich die Abnahme der Flächen mit Kraut-/Strauchbewuchs (inkl. grauer Düne) aus der vorherigen Periode nicht fortgesetzt. Es ist hingegen eine geringe Zunahme der Fläche auf 14,46 km² oder 8,63 % zu verzeichnen (1984-87 13,77 km² bzw. 8,04 %). Deutlich gestiegen ist weiter der Anteil der Waldflächen an der Gesamtfläche. Dies ist eine Fortsetzung der Entwicklung aus der vorherigen Periode, in welcher der Anteil der Waldflächen bereits 59,91% (1984-87) betrug. Bis 2018 erhöhte sich dieser Anteil um 14,51 Prozentpunkte auf 74,42% an der Gesamtfläche, was einer Zunahme um 22,09 km² auf insgesamt 124,68 km² entspricht. Die Flächenanteile der Siedlungsflächen und ihrer näheren Umgebung blieb in dieser Zeit fast konstant und betrug 2018 2,86 % der Gesamtfläche (1984-87: 4,73 km²; 2018: 4,78 km²).

Betrachtet man die Entwicklungen im Kartenbild, fällt zunächst die große Dominanz der Wälder auf, die nur noch an wenigen Stellen von anderen Landschaftsformen unterbrochen werden. Die kleinteilige Landnutzungsstruktur, wie sie noch bis 1960-66 vorherrschend war, ist endgültig einer vom Wald dominierten Struktur aus wenigen großen Flächen gewichen. Die Flächen mit lichtem Baumbestand, die bis 1984-87 noch über die gesamte Nehrung verteilt existierten, sind 2018 komplett mit Wald bedeckt. Dies kann als Ergebnis der jahrzehntelangen Bemühungen um die Aufforstung der Kurischen Nehrung verstanden werden. Auch die graue Düne mit Kraut und Strauchbewuchs zwischen Juodkrantė und Preila ist nun deutlich kleiner. Der Wald hat auch hier Teile der anderen Flächen eingenommen. Jedoch gibt es hier zwischen den Flächen mit Kraut und Strauchbewuchs wieder einzelne freie Sandflächen. Bis zur Karte von 1960-66 war die gesamte Fläche, die damals deutlich größer war, noch eine freie Sandfläche.

Die Sandflächen zwischen Morskoje (russ. Морское/ deut. Pillkoppen) und Nida (deut. Nidden), sowie südlich von Morskoje sind, entsprechend dem Trend, der sich schon in der Periode von 1960-66 bis 1984-87 gezeigt hat, weiter geschrumpft. Die Grünlandflächen, die in der vorherigen Karte dargestellt waren, sind auch hier komplett verschwunden. Dafür ist die freie Sandfläche zwischen Nida und Morskoje jetzt von Kraut und Strauchbewuchs eingefasst. Diese Entwicklung zog in vorhergehenden Epochen wiederholt die Umwandlung weiterer Flächen in graue Dünen nach sich. Dieser Saum an Kraut- und Strauchbewuchs fehlt bei der Fläche südlich von Morskoje. Ähnlich ist auch die südlichste freie Sandfläche zwischen Rybačij (russ. Рыбачий/ deut. Rossitten) und Lesnoi (russ. Лесной/ deut. Sarkau) geschrumpft. Auch hier zeigt sich ein Saum an Kraut- und Strauchbewuchs, der im nördlichen und im südlichen Teil bereits deutlich dominiert.

Die einzige landwirtschaftliche Fläche auf der Kurischen Nehrung befindet sich weiterhin südlich von Rybačij (russ. Рыбачий/deut. Rossitten). Die vernässte Fläche ganz im Süden der Kurischen Nehrung, östlich von Selenogradsk (russ. Зеленоградск, deut. Cranz) ist ebenso erhalten geblieben.

Insgesamt hat sich die Erscheinung der Kurischen Nehrung in der Periode zwischen 1984-87 und 2018 wieder deutlich verändert. Das Ergebnis der Veränderung ist die absolute Dominanz der Waldflächen. Sie steht dabei in einer Entwicklungslinie mit vorherigen Entwicklungen, die eine stetige Zunahme der Waldflächen gesehen haben. Die kleinteiligen Bewuchsmuster, die noch bis 1960-66 dominant waren, sind nun fast vollständig verschwunden.

 

Typ

Quadratkilometer

Prozentualer Anteil

Kraut-/Strauchbewuchs (inkl. grauer Düne)

14,46

8,63

Wald

124,68

74,42

Wasser

0,43

0,26

Feuchtgebiete/Moor/Bruch

1,37

0,82

Siedlungsfläche und nähere Umgebung

4,78

2,86

Grünland (inkl. lichtem Baumbestand)

0,30

0,18

Landwirtschaftliche Fläche

1,50

0,89

Sand

20,01

11,95

Summe

167,53

100

 

Verwendete Quellen:

https://land.copernicus.eu/pan-european/corine-land-cover

https://www.arcgis.com/home/item.html?id=10df2279f9684e4a9f6a7f08febac2a9#!